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flair im Interview mit Serienstar Dana Delany

Die Tage werden kürzer, der Herbst bahnt sich an. Doch kein Grund zu verzweifeln, denn das bedeutet: Zeit für Serien! Heute feiert die neue Amazon Originals Serie "Hand of God" Premiere. flair hat im Vorfeld mit Schauspielerin Dana Delany über ihre Rolle in der Serie und Frauen im Filmbusiness gesprochen.

Interview: Ann-Kathrin Riedl

Hand of God ist das Seriendebüt des renommierten Deutschschweizer Filmemachers Marc Forster ("World War Z") und stammt aus der Feder von Ben Watkins ("Burn Notice"). Hand of God gehört zu den eigenproduzierten Serien der Amazon Studios. Nach den positiven Publikumsreaktionen auf eine erste Pilotfolge, wurde die erste Staffel in Auftrag gegeben, die seit heute online abrufbar ist.

Im Zentrum der Handlung steht Richter Pernell Harris (Ron Perlman). Bislang immer auf der Sonnenseite des Lebens, muss er sich plötzlich einer schweren Krise stellen: Sein Sohn liegt im Koma, nachdem er die Vergewaltigung seiner Frau mitansehen musste und daraufhin einen Selbstmordversuch beging. Pernells Familie droht auseinander zu brechen. In seiner Verzweiflung glaubt Richter Harris göttliche Botschaften zu erhalten, die ihm auftragen, den Vergewaltiger seiner Schwiegertochter zu finden. In seinem Wahn wird er schon bald unberechenbar und setzt seinen guten Ruf aufs Spiel. Er muss vor sich selbst geschützt werden - diese Meinung vertritt zumindest Crystal, seine zu Allem entschlossene Frau. Gespielt wird Crystal von Serienstar Dana Delany ("Desperate Housewives", "Body of Proof").

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Welche Rolle übernimmst du als Crystal in „Hand of God“?

Eigentlich sagt ihr Name schon alles aus: Sie ist kein echter Diamant, nur Kristall. Sie ist Fake. Crystal kommt aus einer armen Familie, aus der Kleinstadt. Aber sie hat entschieden, dass sie mehr vom Leben will und dass sie niemals in diese Verhältnisse zurückkehren wird. Dafür tut sie alles. In vielerlei Hinsicht ist sie eine moderne Lady Macbeth.

Hat dich dieser starke Charakter gereizt, als du die Rolle angenommen hast?

Ursprünglich war die Rolle gar nicht so angelegt. Crystal sollte nur die unterstützende Ehefrau sein. Aber darauf wollte ich mich als Schauspielerin nicht beschränken, das wäre langweilig gewesen. Also sagte ich zu Ben Watkins: Crystal muss ihre eigene Geschichte haben, ihre eigenen Geheimnisse.

Ist das denn so selten bei weiblichen Rollen?

Ja, leider. In vielen Drehbüchern, die ich bekommen habe, war ich nur auf die Rolle der Mutter oder der Ehefrau beschränkt und hatte nur zwei Sätze im gesamten Film zu sagen. Das waren dann Fragen wie: „Oh Honey, willst du das wirklich tun?“ Es hörte sich an wie aus den 1950er Jahren. Die männlichen Rollen waren im Vergleich dazu viel ausgereifter. Lange Zeit war ich aus diesem Grund sehr wählerisch und hatte auf viele Projekte keine Lust.

Bietet eine Serie für Schauspielerinnen komplexere Rollen als ein Film? 

Definitiv! Daran habe ich immer geglaubt. Auch andere Schauspielerinnen haben das inzwischen verstanden und drängen in die Serienwelt. Denn der Dreh geht über einen längeren Zeitraum und du kannst dich viel mehr einbringen. Ben Watkins war in dieser Hinsicht toll. Ich konnte immer zu ihm kommen und sagen: „Wie wäre es damit? Und hiermit?“ Und er hörte sich alles an und meinte: „Ja, daran habe ich noch gar nicht gedacht.“ Es gab viel Raum für Diskussionen.

Was denkst du über die Entwicklung, dass Amazon, Netflix und Co. in das Filmbusiness einsteigen und den Zuschauer mitentscheiden lassen, welche Projekte realisiert werden?

Ich finde das toll, denn es erlaubt allen Beteiligten mehr kreative Freiheit. Es wird mehr darauf geachtet, was die Zuschauer – auch die weiblichen – wollen. Vielleicht wird das dazu führen, dass Frauenrollen komplexer werden. Originalität spielt eine immer wichtigere Rolle. Es ist sehr interessant, am Beginn dieser Entwicklung mit dabei zu sein.

Mitglieder von Amazon Prime in Deutschland und Österreich können ab heute, dem 4. September, auf alle zehn Folgen der ersten Staffel von "Hand of God" in englischer Originalversion zugreifen. Die synchronisierte Fassung folgt am 2. Oktober.

 

 

04.09.2015