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Teppich-Siegel und was sie versprechen

Das Auge entscheidet beim Teppichkauf. Doch Qualität, Ausrüstung und Herstellungsbedingungen sieht man ihm oft nicht an. Da helfen Teppichsiegel. Sie versprechen Eigenschaften, die eingehalten werden müssen. Und das kann auch bei möglichen Reklamationen hilfreich sein. Wir erklären auf was Sie achten müssen, um Ihren Traumteppich zu finden.

von Dagmar Steffen (Text)

 

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Bild: Getty Images

SCHADSTOFF-FREI – GERUCHSNEUTRAL – ÖKOLOGISCH

GUT - von der Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichböden, einem Zusammenschluss von Herstellern und Prüfinstituten, bescheinigt, dass der Teppich geruchsneutral und schadstoffrei ist.

Bestimmte problematische Substanzen, etwa Pentachlorphenol, Färbemittel und Hilfsstoffe mit Blei, Cadmium, Quecksilber oder Chrom VI, krebserzeugende Azofarbstoffe oder gesundheitsgefährdende Pestizide dürfen nicht enthalten sein. Und für einige andere, wie flüchtige organische Verbindungen, sind Grenzwerte festgelegt. Die GuT-Teppichböden dürfen zudem weder Benzol noch Butadien, Vinylchlorid bzw. Vinylacetat oder Formaldehyd freisetzen. Wollteppiche haben eine Mottenschutzausrüstung, allerdings sind Höchstmengen für Permethrin festgelegt.
Anhand der Prüfnummer kann das mit der Prüfung beauftragte Deutsche Teppichforschungsinstitut (TFI) jederzeit kontrollieren, ob die ausgezeichnete Kollektion der analysierten Teppichprobe entspricht.

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Bild: Getty Images

ETG - wird von der Europäischen Teppichgemeinschaft verliehen für Böden mit GUT-Standard (s.o.) Außerdem fordert es bestimmte Qualitäten, etwa bei der Strapazierfähigkeit. Und das Siegel gibt Infos über spezielle Eignungen, wie beispielsweise die Unempfindlichkeit gegen Stuhlrollen oder Fußbodenheizungen, über den Komfort- und Strapazierwert, Rohstoffgehalt und spezifische Anforderungen.

 

TÜV - Umweltsiegel zeichnen industriell hergestellte Produkte aus, die in (Herstellung, Gebrauch und Verwertung die Umwelt schonen. Hierbei müssen die Produkte festgelegte Vergabekriterien nach dem Umweltstandard UT 21 erfüllen. Bei der Herstellung müssen überwiegend natürliche oder ökologisch unbedenkliche Stoffe oder Verfahrensweisen angewendet und die Emissionen gering gehalten werden. Der Bodenbelag muss überwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen aus nachhaltig bewirtschafteten Ökosystemen hergestellt werden. Synthetische Produktanteile mit einem Massenanteil von 10 % und mehr müssen energiearm und wenig umweltbelastend hergestellt werden. Das TÜV-Umweltsiegel schließt zudem die Verwendung von Synthesekautschuk (SBR-Latex) aus. Die Grenzwerte für Schadstoffgehalte (z. B. Toluol, Aromate und flüchtige organische Verbindungen) sind deutlich strenger als etwa beim GUT-Signet (s.o.).

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REINE SCHURWOLLE

Woolmark das Siegel für Teppiche aus Schurwolle wird vom Internationalen Wollsekretariat vergeben. Es garantiert reine Schurwolle ohne Beimischung anderer Fasern. Jeder dieser Teppichboden muss mit Mottenschutzmitteln versehen sein, das auch bei häufiger Reinigung wirksam bleibt. Bei getufteten Teppichen erhöht ein Zweitrücken die Maßstabilität und Trittfestigkeit. Kontrollmuster, die vor, während und nach der Produktion entnommen werden, sichern einen dauerhaften Qualitätsstandard. Das Woll-Siegel ist kein Umweltzeichen. Es sagt weder etwas über die Herstellungsverfahren noch über eventuelle Schadstoffbelastungen etwas aus.

FAIRE PRODUKTION

Kinderarbeit nein danke! Sie gehen nicht in die Schule. Sie schuften für einen Hungerlohn oder ganz ohne Bezahlung zwölf bis 16 Stunden am Tag: als Teppichknüpfer, in der Textilindustrie, als Perlentaucher oder auf Baumwollfeldern. An den gesundheitlichen Folgen leiden sie oft ein Leben lang. 215 Millionen Kinder sind davon betroffen, 115 Millionen sind dabei besonders gefährlichen Arbeitsbedingungen ausgesetzt, berichtet die ILO International Labour Organization 2011. Sie schätzt, dass rund 250.000 Kinder in Nepal, Indien und Pakistan als Knüpfer arbeiten – mit schlimmen Folgen für die Gesundheit: Sehstörungen, Rückenleiden oder Dauer-Schäden der Atemwege durch die hohe Konzentration von Wollfasern in der Luft.

Einem Teppich sieht man nicht an, wer ihn gefertigt hat und unter welchen Bedingungen. Doch zwei Siegel auf der Rückseite garantieren kontrollierte Standards und dass dabei keine Kinder im Spiel waren.

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GOODWEAVE ist eine globale, nicht-kommerzielle Initiative, die sich für die Abschaffung ausbeuterischer Kinderarbeit in der Teppichindustrie in Südasien einsetzt, die Arbeitsbedingungen erwachsener Teppichknüpfer verbessert und sich für eine ökologisch korrekte Produktions stark macht. Über die sozialen Bedingungen hinaus, wird auf die Einhaltung von Umweltstandards geachtet. Teppiche mit GOODWEAVE-Siegel werden von angemessen bezahlten, mindestens 15 Jahre alten Knüpfern hergestellt. Unabhängige Inspektoren kontrollieren die Einhaltung des GOODWEAVE-Standards in den Produktionsstätten. Ehemalige Kinderarbeitern wird eine Ausbildung und Wiedereingliederung in ihre Familien ermöglicht. Ziel sind angemessene Löhne und Arbeitszeiten, sichere und hygienische Arbeitsbedingungen in der Teppichindustrie und die Einhaltung von Umweltmindeststandards. Mit seinen sozialen und ökologischen Standards geht das GOODWEAVE-Siegel über das RUGMARK-Siegel hinaus.

GOODWEAVE Teppiche gibt es im Fachhandel von DIURNE HEIMTEX AGENTUR FELLBACH, HWP, MEENA, LOTUS COLLECTION; REUBER HENNING; RUGSTAR, TALIS und bei den Versandhäusern HEINE, KLINGEL und OTTO.

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Bild: Rug Star

RUGMARK bekämpft seit 1995 die illegale Kinderarbeit in der Teppichindustrie. Gemeinsame Initiatvie des Teppichhandels und der Hilfsorganisationen.Und dafür bedarf es eigentlich wenig: Die Hersteller geben 0,25 Prozent, Händler 1 Prozent des Importpreises an RUGMARK ab. Davon können mit überraschenden Kontrollen Knüpfstühle und Fabriken kontrolliert und die Ausbildung ehemaliger Kinderarbeiter bezahlt werden. Lizenznehmer verpflichten sich, keine Kinder unter 14 Jahren zu beschäftigen und gesetzliche Mindestlöhne zu zahlen. Die von indischen und internationalen Hilfswerken gegründete Organisation überwacht so mehr als 65 % der Produktion in Nepal und mehr als 25 % in Indien. Über 2.000 Kinder konnten bisher aus illegaler Arbeit befreit werden. RUGMARK-Teppiche gibt im Fachhandel wie DODENHOF, DOMÄNE, MUSTERRING, OBI und TEPPICH KIBEK und bei den Versandhäusern BADER, BAUER, HEINE, NECKERMANN und OTTO.

Weitere Infos unter: www.goodweave.net / www.rugmarkindia.org

In der Oktober Ausgabe von FLAIR fashion&home finden Sie die neusten Teppich-Trends

11.09.2012