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Sprechen Sie Fashion?

Die Modewelt hat ihre eigene Sprache. Wer sie verstehen will oder gar fließend sprechen, muss auf Zack sein, denn sie wandelt sich schneller als die Mode selbst. flair bittet in der Mai-Ausgabe zum Sprachkurs.

Illustration: Onka Allmayer-Beck

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That is, like, soooo last season“, sagt die Kollegin eines US-Magazins, als wir in einem Pulk professioneller Schaulustiger vor der Location eines obskuren Nachwuchslabels in Mailand Schlange stehen. Ihre Freundin nickt und steuert ein gedehntes „Yeah, riiiiiiight?!?“ bei. Zum Abschluss dieses profunden Meinungsaustauschs gucken sich die zwei noch einmal an, rollen die Augen unter türkis getuschten Lidern und drängeln weiter.

Falls Sie denken, die beiden hätten gerade das Outfit einer Street-Style- Bloggerin oder PR-Frau gedisst – weit gefehlt. Ihre Kommentare zielten auf ein belauschtes Gespräch, in dem sich irgendwer offenbar im Vokabular vergriffen hatte. Um ein halbes Jahr, eine ganze Kollektion … oder so.

Keine Ahnung, worum es ging, aber ein passendes Szenario ist schneller ausgedacht als fashion people einen Gin-Tonic kippen. Es könnte etwa über textile Androgynität gefachsimpelt worden sein. Während dabei ein Verweis auf Alessandro Micheles Kreationen für Gucci gerade noch die Aktualitätshürde nimmt, reißt eine Erwähnung von Andrej(a) Peji? selbige – und erntet ein genervtes „Please!“. Ebenso verhält es sich, wenn von Marsala die Rede ist, der Trendfarbe 2015, also Lichtjahre her.

„Die häufigste Kommunikation
fi ndet natÜrlich ohne Worte
statt: Wear what you want to say“



Sprechen wir lieber von Taucherblau, von Rost, Dark Chocolate und Scarlet Fever, den In-Farben des kommenden Herbstes. Und auch eine Culotte darf frau vielleicht noch tragen, im Gespräch mit Meinungsführern taugt sie jedoch kaum mehr als Thema.

15.04.2016