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Interview mit Schmuckdesignerin Sabrina Dehoff

Sie haben eine Zeit lang die passenden Kleider zum Schmuck designed. Wieso haben Sie damit aufgehört? Ganz einfach, weil wir hier ein Platzproblem haben (lacht). Außerdem musste ich feststellen, dass sich beide Bereiche nicht so gut kombinieren lassen. Die Messen sind anders und die Musterung wesentlich teurer. Das müsste der arme Schmuck immer quersubventionieren. Ich kann nicht beiden Bereichen die gleiche Aufmerksamkeit schenken. Ich bleibe jetzt erstmal beim Schmuck, weil sich das wirklich schön entwickelt und Spaß macht.

Sie haben in London Ihren Master of Arts in Fashion Womenswear  gemacht und bei Guy Laroche und Lanvin in Paris gearbeitet. Was haben Sie von dieser Zeit mitgenommen? Das war für mich eine enorm wichtige Zeit! Das Studium in London am Royal College of Arts (RCA)  war wie eine Erleuchtung. Mir ist das Grundvokabular und das Verständnis für Mode näher gebracht worden und ich habe einen Wiederhall gefunden. In Deutschland hatte ich nicht das Gefühl wirklich etwas gelernt zu haben.

Und wie war Paris? Paris! Die Erfahrung schlechthin. Es ist sehr handwerksorientiert. Die Ateliers haben eine ganz tolle Tradition und inspirierende Archive. Jedes Handwerk hat seinen Spezialisten und die Modehäuser umgibt eine geschichtsträchtige Vergangenheit. In Paris ist Mode Kultur und wird ganz anders gelebt, als in Deutschland. Ich kann nur jedem raten ins Ausland zu gehen, um Mode als etwas Internationales zu verstehen.

Sie haben 2000 ihr eigenes Fashion Consultancy Unternehmen ‚von Rot‘ geführt mit internationalen Kunden wie Labels Moschino, DKNY und Sportmax. beeinflusst diese Erfahrung ihre heutigen Job als Designer? Schauem Sie manchmal von oben auf Ihr Label und analysieren, was man besser machen könnte? Man guckt, wo stehe ich gerade, wo will ich hin, was kann ich verbessern? Es gibt ja immer viel zu verbessern. Je mehr man wächst, desto stärker wird das Gefühl etwas optimieren zu müssen. Durch die Arbeit für verschiedene Häuer habe ich einen globaleren Blick bekommen. Ich sehe mich in einem intentionalen Kontext, deshalb war es mir wichtig im Ausland zu verkaufen und die Messe in Paris zu machen. Berlin ist mein liebster Wohnort, aber ich sehe mich nicht als typische Berliner Designerin.

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Wie wohnen Sie privat? Wir wohnen in einer Altbauwohnung in der Torstraße mit Parkett und Flügeltüren, wie man das so kennt. Man findet bei uns ein dänisches Sofa, große Bilder von unserem Freund Ulrich Lamsfuß, viele Regale und reichlich Bücher. Ich muss allerdings zugeben, dass mein Mann das Interieur zusammenstellt und dekoriert. Einrichtung ist nicht so meine Stärke. Ich bin nicht der dekorative Typ.

Haben Sie trotzdem einen Lieblingsplatz oder Möbelstück in Ihrer Wohnung? Das Sofa ist mein Lieblingsplatz. Ich liege wahnsinnig gerne auf meinem Sofa. 

Was macht Sie Glücklich? Gutes Wetter, meine Familie, Urlaub, aber auch meine Arbeit. Ich entwerfe gerne Schmuck und könnte mir nicht vorstellen etwas anders zu machen.

Was sind Ihre Lieblingsorte in Berlin? Die Torstraße ist meine Straße. Ich sehe mich als Pionierin der Straße(lacht). Essen gehe ich besonders gerne im Restaurant "3 Minute sur mer".

Wohin fahren Sie am liebsten in den Urlaub? Momentan Sizilien. Ich finde die Kombination Meer, Inland, italienisches Essen und konstant gutes Wetter unschlagbar. Man kann einfach nur Sommersachen einpacken – herrlich!

Bilder: Mirjana Goedicke (ausgenommen die Produktbilder der letzten beiden Galerien)

Sabrina's Essentials:

Adresse: Sabrina Dehoff, Torstraße 175, 10115 Berlin. T 030 936 246 80. Zum Onlineshop geht es hier entlang. Ab nächster Woche gibt es in dem Bereich Exclusives zwei besondere Stücke von Sabrina zu gewinnen.

Sabrina Dehoff liebt Brüche. Seit 2006 entwirft die Designerin kleine Kunstwerke, die mit allen Schmuckkonventionen brechen. Die Kordelarmbänder, zarten Ketten und opulenten Ringe sind nicht nur Lieblingsstücke von Jessica Schwarz, Jasmin Tabataba oder Beyonce, sondern von so ziemlich jeder Frau, die einmal den Showroom in der Torstraße in Berlin Mitte betritt. FLAIR hat die Designerin in ihrem Atelier besucht und über ihr Designgeheimnis, ihre Zeit in London und Paris und ihr Lieblingsgetränk, grüne Smoothies, gesprochen.

(Interview: Mirjana Goedicke)

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Mir ist wichtig vom Schmuck das madamige wegzunehmen und Brüche zu erzeugen. Ihr Motto „learning by doing“

Was ist der typische Dehoff Stil? Unkonventionell. Mir ist wichtig, dass Liebliche mit modernen Aspekten zu verbinden, damit die Stücke eine modernere, coolere Attitüde ausstrahlen. Auf eine gewisse Art ist mein Stil reduziert, wobei Schmuck immer dekorativ bleibt.

Was war Ihr erstes Schmuckstück? Eine Kette in typischer Herzform von meiner Mutter.

Womit beginnen Sie Ihre Arbeit? Das ist ganz unterschiedlich. Meistens starte ich mit einer ersten Grundidee. Das kann ein Material sein, eine Form, ein Satz oder einfach ein Gefühl. Danach beginnt die Recherche und zwischendurch fertigen wir immer wieder Prototypen an. Das Ganze ist ein stetiger Prozess. 

Ihre Schmuckstücke sind sehr individuell. Ist es schwer Produzenten zu finden, die diese filigranen Dinge herstellen? Ich nehme an, da ist viel Handarbeit gefragt? Ja, es ist wirklich sehr sehr viel Handarbeit, deshalb wird ein Großteil der Produktion hier im Atelier gefertigt. Es setzt sich kein Produzent hin und malt die Steine mit einem Aquarellpinsel von hinten an. Die Lötarbeiten lassen wir aber meistens produzieren. Während der Entwicklung probieren wir viel aus. Man merkt manchmal erst hinterher, dass die Sachen in großer Stückzahl nicht produzierbar sind. Da gibt es immer Überraschungen und tausend Tücken. Insbesondere bei der Galvanik (Vergoldung) entstehen oft Hindernisse, da die Schmuckteile aufgehangen werden müssen.

Hier ein paar Einblicke in das Atelier von Sabrina Dehoff:

Zeichnen Sie die Prototypen noch oder ist das zu Old-school und das Skizzenheft wurde längst vom PC ersetzt? Ich habe immer noch ein Skizzenbuch, dass ist aber relativ textlastig. Mit meinen Zeichnungen und Notizen lässt es sich  wunderbar ganz konkret an den Modellen arbeiten. Natürlich gibt es aber auch Sachen die ich am PC ganz genau mache.

Nach welchen Kriterien suchen Sie das Material aus, haben Sie bestimmte Vorlieben? Qualität und Besonderheit sind die wichtigsten Kriterien, alle Produkte beziehe ich aus Deutschland. Die Basis ist meistens das Metall mit dem wir immer arbeiten, dann kommt pro Saison ein neues Material hinzu. Ich kombiniere unglaublich gerne beispielsweise Lederbänder mit Gold. Generell arbeite ich lieber mit Gold als Silber; ich liebe die Wärme von Gold. Außerdem greifen 90 Prozent der Frauen zu Gold.

Sie haben eigentlich Modedesign am Lette Verein in Berlin studiert. Würden Sie gerne noch einmal eine Ausbildung zur Goldschmiedin machen? Haben Sie manchmal das Gefühl, dass Ihnen eine Ausbildung in dem Handwerk fehlt? Das würde ich nicht unbedingt sagen. Mein Vorteil ist, dadurch dass ich keine Goldschmiedin bin kann ich ganz naiv an die Sachen ran gehen. Ich habe keine Barrieren im Kopf und nicht den Anspruch die Materialen immer gleich verarbeiten zu müssen. Ich glaube wenn ich Goldschmiedin wäre, wären die Kollektionen in dieser Form nie entstanden. Wo vielleicht ein Goldschmied sagen würde: "das macht man auf gar keinen Fall", sagen wir "warum nicht?"

18.09.2012