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Interview mit Ilaria Venturini Fendi

Bauernhof statt Penthouse, soziales Engagement statt Glamour-Leben. Dafür hat sich Fendi-Erbin Ilaria Venturini entschieden. Und für die Gründung ihres eigenen Labels Carmina Campus.

von Roxana Wellbrock (Interview)

Sie haben Ihre Anteile am Fendi-Erbe verkauft und sind auf einen Bauernhof gezogen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Sie ist das Ergebnis eines sehr langes Prozesses. Schon als Kind war es mein Traum, auf einem Bauernhof zu leben. Irgendwann kam ich einfach an dem Punkt, an dem ich in der Natur sein wollte. Also wurde ich Biobäuerin!


Das klingt nach Gemüse anbauen und Rinder züchten. Sieht so Ihr Alltag aus?


Natürlich ist mein Atelier ein zentraler Ort für mich. Aber auf meinem Tisch landet tatsächlich mein eigenes Biogemüse. Tiere gibt es natürlich auch: 700 bis 1000 Schafe, die Milch geben. Ziegen, Hühner, Gänse, Schweine, Esel.


Ist das Landleben so, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Ja. Mein Bauernhof liegt im Norden von Rom, im Nationalpark Parco di Veio mit einem großartigen Blick auf die Landschaft und Ruinen, die inzwischen mehrere Tausend Jahre alt sind. An einem Ort wie diesem ist es leicht, die richtige Balance zu finden!

Trotzdem fehlte Ihnen irgendwann offenbar die Modebranche ...

Zunächst gar nicht. Aber nach einer Weile habe ich es schon vermisst, kreativ zu arbeiten. Ich habe schon sehr früh angefangen, Accessoires zu designen, war immer stolz auf das Know-How und die Kreativität, die meine Familie mir weitergegeben hat. Irgendwann habe ich für die NGO eines Freundes daran gearbeitet, eine schlichte Konferenz-Tasche mithilfe von verschiedenen Materialien in ein Unikat zu verwandeln. So ist Carmina Campus entstanden, ziemlich spontan! Na ja, und jetzt bin ich Unternehmerin, mit der ganzen Verantwortung, die daran hängt. Aber ich mache das auf meine Art.


Was macht die aus?


Ich folge meinen Werten: die Umwelt schützen, gutes Handwerk schätzen, Know-How mit anderen Gruppen teilen. Zum Beispiel mit afrikanischen Gemeinschaften. Das alles hängt mit meiner Grundeinstellung zusammen, dass man sich verantwortlich fühlen sollte.

Sie designen aus Materialien wie Plastiktüten, Lampenschirmen und Vorhängen hochwertige Taschen. Dafür braucht man sicher viel Fantasie. Wie gehen Sie da vor?

Normalerweise ist erst die Design-Idee da und dann überlegt man, welcher Stoff dazu passt. Bei meiner Arbeit für Carmina Campus ist es genau umgekehrt! Zunächst muss ich die Stoffe finden. Ich gehe oft auf Flohmärkte oder schaue in die Warenlager großer Firmen. Sie glauben gar nicht, wie viel dort einfach rumliegt! Ich kenne in der Regel die Vergangenheit und die Gegenwart des Materials. Und ich denke gern über seine Zukunft nach.


A propos Zukunft: Was können wir in diesem Jahr von Ihnen erwarten?


Natürlich neue Kreationen. Aber am meisten beschäftigt mich gerade unser soziales Projekt in Afrika. Wir arbeiten mit dem xxx zusammen und konnten in Nairobi schon einiges in Sachen Fortbildung für die Arbeiter vorantreiben. Mein Ziel für die nächsten Monate ist es, auf dem Bauernhof ein kleines Lernzentrum für sie zu eröffnen, direkt neben meinem Atelier.

13.02.2013