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Interview mit Covermodel Jana Knauerova

Aber ist das nicht alles sehr oberflächlich?

Vielleicht schon. Meine Mediashow zeigt Schnappschüsse aus meinem Leben. Das sind einfach Dinge, die mir Freude bereiten, wie z. B.  Architektur, jede Menge Wolkenkratzer, Graphik Design oder Elektromusik. Ich bin dabei ganz ich selbst. Ich glaube nicht, oder genauer: ich  hoffe nicht, dass die Menschen da draußen davon ausgehen, dass das, was sie auf Facebook oder Twitter von mir sehen, alles ist.

Sehen Sie keine Gefahr darin, Ihr Leben im Internet auszubreiten?

Naja, ich überlege mir schon genau, wieviel ich von mir preisgeben will. Letztendlich habe ich ja selber die Kontrolle über meine Inhalte. Das Positive ist doch, dass ich durch diese Medien viel direkter Einfluss nehmen kann auf falsche Geschichten oder Gerüchte.

Geht es online nicht oft nur um übersteigerte Selbstdarstellung?

Die Menschen haben unterschiedliche Ziele – sowohl online als auch im wirklichen Leben. Man sollte stets skeptisch sein, da letztendlich jeder schreiben kann, was er will. Ich habe aber selber die Möglichkeit zu entscheiden, wem ich folge bzw. was ich zu lesen bekomme und was nicht – genau so wie ich mir die Freunde selbst aussuche, mit denen ich meine Zeit verbringe. Es ist ein Paralleluniversum und kein Ersatz für das echte Leben!

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Foto: Martin Lidell

Wie abhängig sind Sie vom sozialen Netzwerk?

Ich würde mich nicht als abhängig beschreiben - dafür habe ich gar keine Zeit! Ich profitiere einfach von den Möglichkeiten meines Smart-Phones und nutze es auf meinem Weg von Job zu Job oder während der Wartezeiten. Es ist ja auch klar: Würde ich den ganzen Tag faul zu Hause herumsitzen, hätte ich auch nichts Interessantes zu posten.

Es ist also eine Mediastrategie?

Durch das Internet hat sich auch die Model-Industrie verändert. Für meinen Job ist es jetzt sehr wichtig, präsent zu sein. Es gibt Webseiten, die nur darauf ausgerichtet sind, die neuesten Kampagnen und Fotostrecken zu zeigen, wie z. B. www.models.com.

Was sind in Ihren Augen die größten Nachteile?

Ich gebe zu: Sich in den sozialen Netzwerken herumzutreiben kann schon jede Menge Zeit kosten! Da sollte man aufpassen. Aus professionellem Blickwinkel kann ich nur sagen: Im gleichen Maße wie das Internet eine Karriere nach vorn bringen kann, kann sie sie auch verglühen lassen.

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Foto: Martin Lidell

Für das Flair-Titelshooting kam im August die 23jährige Tschechin Jana Knauerova nach Hamburg und zeigte dem schwedischen Fotografen Martin Lidell zwei ganz neue Gesichter...

von Mieke Tasch (Interview)

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Foto: Martin Lidell

Die Senkrechtstarterin hat schon öfter bewiesen, wie wandelbar sie ist: Vor zwei Jahren fragte Balenciaga-Designer Nicolas Ghesquière sie, ob sie sich für seine Show einen neuen Look zulegen würde. Knauerova zögerte nicht lange, sie trennte sich von ihren langen Haaren und eröffnete prompt die Balanciaga-Sommerschau 2011 in Paris. Mit dem ultrablonden Kurzhaarschnitt sicherte sie sich auch die Kampagnen für Versace und Costume National. Danach folgten Jobs mit Star-Fotografen wie Steven Meisel, Mario Testino und Jürgen Teller, um nur einige zu nennen. Seit zweieinhalb Jahren lebt Knauerova in New York, meist ist sie jedoch unterwegs und macht dabei vor allem eines: twittern, bloggen und posten!

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Foto: Martin Lidell

Liebe Frau Knauerova, Sie sagen, das Twitter mittlerweile ein fester Bestandteil Ihres Lebens ist. Wie sehr nutzen Sie den Dienst?

Ich habe im März 2011 angefangen. Seitdem habe ich über 2000 Kommentare geschrieben.

Das sind im Schnitt etwa 3 bis 4 Tweets pro Tag. Können Sie nicht mehr ohne?

Nun, es gibt schon Tage an denen ich nichts poste. Ich habe kein Problem, zwischendurch offline zu sein – aber nach einer kleinen Pause kann ich es kaum erwarten, wieder mitzuzwitschern.

Was mögen Sie besonders an sozialen Netzwerken?

Ich finde es toll, dass wirklich jeder jeden ansprechen kann. Ich liebe es, wenn jemand mir eine Frage stellt und beantworte sie gerne (#janaknauer).

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Foto: Martin Lidell
11.09.2012