Alexander Wang für Balenciaga
Bemerkenswert sind auch die Oberflächentexturen: vor allem das Ledermaterial fällt auf, es ist von einer gecrackten Schicht überzogen, ähnlich einer unebenen Baumrinde. Schiefergrün setzt in einem abstrahierten Camouflage-Muster den einzigen Farbakzent, ein Marmorprint adelt feine Cocktailkleider und ärmellose Westen. Zuletzt aber erinnern die voluminösen Schaffell-Pullover mit Schlierenprint an den großen Künstler Nicolas Ghesquière, namentlich an seine Winterkollektion der vergangenen Saison, in der es ähnlich geschnittene Oberteile mit aufgesticktem Marmordruck zu sehen gab.
Es ist eine Kollektion von moderner Opulenz, prachtvoller Coolness und raffiniertem Purismus. Ob die Mission damit geglückt ist, das Modehaus Balenciaga mit Alexander Wang an der Front in kommerzieller Hinsicht neu zu konstituieren, wird sich in ein paar Monaten zeigen, wenn die Winterkleider in die Läden kommen. Zumindest aus künstlerischer Sicht hat Wang aber mit Sicherheit alle Erwartungen übertroffen.
Mehr Informationen über Balenciaga erhalten Sie hier. Im Webshop des Modehauses wird die neue Herbst-Winter-Kollektion zu Beginn der kommenden Saison zu kaufen sein. Weite Informationen zu den Modetrends 2013 finden Sie in unserer Rubrik Fashion Week Report
Raffinierte Schnitte, Keulenärmel, puristische Coolness und moderne Pracht - mit seiner ersten Kollektion für das Luxushaus Balenciaga hat Alexander Wang gleich zu Beginn der Paris Fashion Week für ein erstes großes Highlight gesorgt.
Woher nimmt Alexander Wang diese kreative Energie? Bereits die Kollektion seines eigenen Labels, die er vor knapp drei Wochen auf der New York Fashion Week zeigte, gehörte zu den unangefochtenen Highlights der amerikanischen Modewoche. Wang's Stil ist ebenso klar und eindeutig wie unvergleichlich, seine Kleider eine Mischung aus scharf geschnittener Coolness und fortschrittlicher Avantgarde, die dabei aber so gut aussehen, dass man sie sich auf der Stelle in den eigenen Kleiderschrank wünschen möchte. Die Tragbarkeit dieses Stils wird es vielleicht gewesen sein, die ihm Ende vergangenen Jahres den Posten als Chefdesigner bei Balenciaga sicherte. Nicholas Ghesquière, der mehr als zehn Jahre bei dem weltbekannten Modehaus als Kreativchef tätig war, musste Balenciaga im Herbst 2012 verlassen - seine künstlerischen Visionen seien mit dem kommerziellen Anspruch der PPR-Gruppe, zu der das Label gehört, nicht länger kompatibel gewesen, so wird gemunkelt.
Die Aufgabe an Alexander Wang, den "jungen Wilden" New Yorks, der bereits im Alter von 20 Jahren sein eigenes Label gründete, mag also in etwa so gelautet haben: sei modern, sei avantgardistisch, sei elegant - und sorg' dafür, dass sich das auch noch verkauft.
Zumindest über den ersten Teil dieser Anforderung kann man nach Sichtung der Kollektion, die der amerikanische Modeschöpfer am Donnerstagmorgen in Paris präsentierte, mit Sicherheit sagen, dass sie mit größter Bravur erfüllt wurde. Alexander Wang bleibt wie üblich seinen (gut verkäuflichen) Lieblingsfarben Schwarz, Weiß und Grau treu und zeigt hervorragend geschnittene Jacken mit langen oder kurzen Keulenärmeln, voluminöse kragenlose Tops und puristisch-strenge und dabei harmonisch fließende Silhouetten. Weiße, ärmellose Blusen werden kunstvoll-kubistisch drapiert, vermeintlich schlichte Oberteile sind am Rücken raffiniert vertikal aufgeschlitzt und huldigen damit dem eleganten Design des Gründers Cristóbal Balenciaga.
